Ethel & Ernest
Zwei Menschen verlieben sich, und dann kommen die Schwierigkeiten, die die Liebenden meistern müssen, bis sie endlich ein Paar werden. So läuft das im Liebesfilm. Die Geschichte von Ethel und Ernest funktioniert anders. Die beiden bleiben einfach ein Paar, und zwar gleich 40 Jahre lang. Der Film erzählt die Aufs und Abs ihres Lebens.
40 Jahre sind eine lange Zeit und lassen sich in 90 Minuten gar nicht so einfach erzählen. Deshalb sehen wir Ausschnitte aus dem Leben der Eheleute, die sich in ruhigem Fluss aneinanderreihen. Wir schauen zu, wie Ethel und Ernest ein bescheidenes Häuschen beziehen. Wir freuen uns mit ihnen, als ihnen ein Sohn geschenkt wird, den sie Raymond nennen. Wir zittern mit ihnen, als der zweite Weltkrieg ausbricht. Wir sehen Raymond erwachsen werden und seine Eltern alt.
Tatsächlich ist Raymond ein berühmter Zeichner und Autor geworden, und er wollte seinen Eltern ein Denkmal setzen, als er die Buchvorlage für diesen Film schuf, eine „Graphic Novel“, also eine Art Comic-Roman.
Wie das Buch richtet sich auch der Film nicht in erster Linie an ein Kinderpublikum. Wer auf spannende Action und quirlige Unterhaltung wartet, wird enttäuscht abschalten. Aber es hat seinen Reiz, sich auf einen Film einzulassen, der da anfängt, wo andere Filme aufhören, nämlich da, wo sich eine Liebe im Alltag bewähren muss. Zumal, wenn sich dieser Alltag in vier sehr wechselvollen Jahrzehnten abspielt. Es ist ein bisschen so, als würde man bei anderen Leuten durchs Schlüsselloch gucken. Weil ein bisschen geschichtliches Vorwissen vorausgesetzt wird, ist es für jüngere Zuschauer sinnvoll, sich „Ethel und Ernest“ gemeinsam mit der Familie anzuschauen.