Sie möchten einen Film vorführen - was man dazu wissen muss
Einen Kinderfilm zeigen bei einem Stadtteilfest, im Sommercamp oder bei einer Spielaktion, das ist eine reizvolle kleine Kino-Idee. Zusammen die schönsten Filme auf einer großen Leinwand erleben, das macht Spaß und das kann man auch selber auf die Beine stellen. Einen Blu ray-Player oder einen guten Stream, einen Beamer, eine Tonanlage und eine Leinwand, das hat manch eine/r schnell parat. Was braucht es also noch mehr, um Kinder mit dem do-it-yourself-Kino zu beglücken?
Ach ja, diese ominöse Sache mit dem Copyright. Wie war das noch einmal mit GEMA und Co? Spätestens jetzt wird es unübersichtlich.
Manch eine/r hat schon einmal davon gehört, dass Filme lizensiert sind und dass eine öffentliche Vorführung etwas anderes ist, als das Filmschauen zusammen mit Freund*innen im Heimkino. Aber wie war das noch einmal mit künstlerischen Lizenzen und Aufführungsrechten? Wie steht es mit dem Jugendschutz? Wer kann einem da weiterhelfen?
Kurze Antwort: Mit der GEMA allein ist es nicht getan! Und zu denken, man könne seine privat erworbene DVD öffentlich zeigen, ist ein böser Fehler. Filmproduktion kostet richtig viel Geld. Zur Refinanzierung der Kosten sind die Märkte und Ausspielwege genau definiert. Dies zu ignorieren ist Kultur-schädigend und zeugt sicher nicht von wahrer Liebe zum Film.
Etwas zurückgeben
Was ist nicht schon alles über Raubkopieren und Diebstahl künstlerischen Eigentums gesagt worden? Wahrlich schon übertrieben viel. Also lasst uns endlich echte Filmfreunde sein und den Kreativen selbst bei kleinsten Filmvorführungen etwas zurückgeben. Nur so ist es wirklich cool.
Doch wie geht das? Wirklich weiterhelfen können spezialisierte Medienanbieter und Träger der Jugendmedienarbeit wie beispielsweise der Bundesverband Jugend und Film e. V. (BJF) oder wie zahlreiche Medienzentren mit ihren Medien-Pools sowie ihren Service- und Beratungsangeboten. Zugegeben: Das Netzwerk der Medienzentren war schon einmal besser aufgestellt. Herkömmliche Filmarbeit konkurriert mit einer zunehmenden Vielfalt medienpädagogischer Angebote. Doch das mindeste, was Medienzentren immer noch zu bieten haben, ist ein Fingerzeig zu einer kompetenten Beratungsstelle und zu einem Pool von passend lizensierten Filmen. Eine ideale Anlaufstelle ist mit Sicherheit der Bundesverband Jugend und Film (BJF) mit seiner Clubfilmothek, denn er bietet gleich beides: Expertise und Qualitätsfilme.
Mehr als ein guter Einstieg – mit den besten Empfehlungen: Die Clubfilmothek
Die Clubfilmothek hat längst nicht alle Filme im Angebot – doch was Kinder- und Jugendfilme angeht, so ziemlich die Besten. Die Filme aus der BJF-Clubfilmothek haben oftmals bei Festivals Preise gewonnen. Sie wurden schon von vielen Kindern- und Jugendlichen gesehen und positiv bewertet. Es sind Filme zu einem breiten Spektrum von Themen, Genres und Ästhetiken. Je nach Stimmung und Bedürfnis lassen sich gut kuratierte Qualitätsfilme sortiert nach Altersgruppen und nach inhaltlichen Aspekten heraussuchen. Das ist schon mehr als die halbe Miete. Zusätzlich bündelt sich viel Expertise und Erfahrung bei den Mitgliedern des BJF. Sie pflegen und vermitteln jahrzehntelange Erfahrung mit der Vorführung von Kinderfilmen. Darauf kann man bauen. Wer hier ansetzt, kommt schneller ans Ziel.
Da müssen Sie durch
Doch wie geht das nun im Detail mit dem Organisieren einer öffentlichen Filmveranstaltung? Tatsächlich stellen sich eine ganze Reihe von Fragen. Man muss sich etwas Zeit nehmen, um die Spielregeln zu kennen und zu wissen was beachtet werden muss. Auch da helfen die FAQs der BJF-Clubfilmothek. An Basiswissen über Filmverleih, Lizenzen und Technik sowie über Jugendschutz, Altersempfehlungen und gegebenenfalls Methoden der inhaltlichen Begleitung kommt man kaum vorbei. Aber die gute Nachricht: Der erste Einstieg ist nicht schwer und zur Vertiefung helfen Kurse und Seminare – sowohl beim Verband als auch bei den erwähnten Medienzentren und Bildungsträgern. Fürs erste sei gesagt: Sie machen schon das meiste richtig,
- wenn Sie sich einen passend lizensierten Film bei einem Bildungsträger oder nichtgewerblichen Filmanbieter besorgen
- wenn Sie mit Ihrem Eintritt lediglich ihre Kosten decken
- wenn Sie den Jugendschutz beachten
- wenn Sie auch darauf schauen, dass Sie nicht einem örtlichen Kino ungewollt Konkurrenz machen
- und wenn Sie sich um die GEMA-Anmeldung gekümmert haben.
Wissen, was zu tun ist und Begeisterung teilen
Au weia, werden Sie jetzt vielleicht sagen. Sie hatten nicht vorgehabt, sich für einen Job im Kino zu bewerben, sondern wollten einfach nur eine kleine Vorführung für Kinder auf die Beine stellen. Zugegeben: Ganz so einfach, wie Netflix anzuswitchen, durch Youtube zu surfen oder eine Blu ray zu starten ist das tatsächlich nicht. Andererseits ist das Wissenswerte über die nichtgewerbliche Filmarbeit auch nicht komplexer als der Beipackzettel eines rezeptfreien Medikaments. Einen Anfang haben Sie mit dem Lesen dieses Beitrags schon gemacht. Ab jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Ziel. Also ab in die Clubfilmothek-FAQs oder ab zu ihrem Medienzentrum. Wer weiß, vielleicht geht es ihnen dann wie vielen anderen auch. Hat man einmal den Anfang geschafft, dann kann es sich zu einer echten Leidenschaft entwickeln, weil sich ihre öffentliche Kinderfilm-Vorführung mit einem begeisterten jungen Publikum tatsächlich fast wie Kino anfühlt und weil sich die Leidenschaft für gute Filme mit jeder glücklichen Zuschauerin und jedem glücklichen Zuschauer um einen Faktor multipliziert.
Ein Film kommt selten allein
Und damit hier nicht der Eindruck entsteht, der Bundesverband Jugend und Film sei exklusiv in dem Feld der Jugendmedienarbeit unterwegs, muss natürlich erwähnt werden, dass es noch viele andere öffentliche Träger und Einrichtungen gibt, die nichtgewerbliche Kino- und Filmarbeit pädagogisch, kulturell und technisch unterstützen. Da gibt es zum Beispiel die Träger der konfessionellen Medien- und Jugendarbeit, es gibt die schon erwähnten lokalen Medienzentren, die wiederum angeschlossen sein können an die Streamingplattformen für die Medienarbeit in Schulen und Jugendarbeit. Schauen Sie sich ein wenig um. Es lohnt sich, denn Sie bekommen neben den passenden Medien meist auch inhaltliche Unterstützung. Erst recht wenn ihre Filmvorführung nicht ein singuläres Ereignis bleibt. Man kann da richtig auf den Geschmack kommen.
Kino macht Schule
Die Filmbildung gewinnt an Schulen stetig an Bedeutung und die Schulkinowochen verzeichnen wachsende Erfolge. Schulen stehen oftmals gar nicht vor der Herausforderung eine Filmvorführung selbst organisieren zu müssen. Eine Exkursion ins Kino zu einer Veranstaltung die von einer Filmreferent*in durchgeführt und moderiert wird, das ist ein eingespielter Modus für den das bundesweite Institut Vision Kino Unterstützung leistet durch Koordination und Expertise.
Vom Fitness-Studio bis zum Jugendzentrum: Eine Flatrate für alle Filme im öffentlichen Raum? Wenn das nur so einfach wäre!
Bei einem sollten Sie allerdings vorsichtig sein. Wenn eine Medienfirma ein rundum-sorglos-Film-Lizenz-Paket mit einer Art jährlicher Flatrate für Bildungseinrichtungen verspricht, dann sollten Sie sehr genau darauf schauen. Das Geschäftsmodell geht so: Sie haben einen Film als Blu ray oder Download privat erworben. Sie holen sich eine Schirmlizenz zu einem festen Beitrag und kriegen grünes Licht zur öffentlichen Präsentation ihrer eigenen Medien. Der Anbieter verteilt seine Lizenz-Einnahmen nach einem Schlüssel, der sich an die Kinonachfrage anlehnt, auf die Hersteller. Das klingt auf den ersten Blick praktisch. Nur lässt sich im Einzelfall kaum nachvollziehen, ob ihr finanzieller Beitrag beim richtigen Adressaten landet. Gerade Kinderfilm-Produktionsfirmen bleiben dabei strukturell benachteiligt oder fallen gar komplett durch das Raster der Herstellerliste. Eine faire und transparente Lizensierung kommt dabei nicht heraus.