Kleine Ziege, sturer Bock
Mai will nicht mit dem neuen Freund der Mutter zusammenleben. Sauer reist sie zu ihrem Vater, den sie noch nie gesehen hat. Doch der ist ganz anders, als Mai sich ihren Erzeuger vorgestellt hat: Jakob ist weder reich noch angesehen. Er hat keine richtige Freundin und erst recht keine richtige Arbeit.
Als Mai anreist, hat er gerade einen Job für ein Transport-Unternehmen übernommen. Er soll einen Schafbock nach Norwegen bringen. Im Auto. Und Mai muss mit. Aber stinkige Holperkisten und Zelte sind so gar nicht nach Mais Geschmack.
Und auch musikalisch liegen Welten zwischen der 12-Jährigen und ihrem Vater. Mai ist ein begabtes Talent auf dem Cello und Tochter einer erfolgreichen Opernsängerin. Jakob legt hingegen mittelmäßige Shows als Elvis-Presley-Imitator in Altersheimen hin. Der Trip in den Norden wird für die Reisenden eine echte Herausforderung.
Mai fühlt sich von dem freundlichen, aber ungeübten Vater missverstanden. Und Jakob würde seine verwöhnte Tochter, kaum hat er sie kennengelernt, am liebsten bald wieder nach Hause schicken. Doch plötzlich ist Mai bereit, zu zeigen, wer wirklich hinter ihrer zickigen Fassade steckt. Wie traurig sie eigentlich darüber ist, nie einen Vater gehabt zu haben. Erst recht jetzt, wo sie auch noch ihre Mutter und ihr Zuhause mit einem neuen Mann und dessen Söhnen teilen soll. Allmählich begreift Jakob, was in dem verschlossenen Mädchen eigentlich vorgeht. Und auch Mai erfährt manch Erhellendes über den komischen Mann, der ihr Vater sein soll.
Es gibt ein paar schöne, berührende Momente in diesem Familienfilm, wenn die beiden Hauptfiguren einander nahe kommen – übrigens wunderbar in Szene gesetzt von Sofia Bolotina und Wotan Wilke Möhring. Rührend und witzig zugleich ist es zum Beispiel, wenn Jakob den Retter spielen muss, weil Mai ausgerechnet auf einem Raststätten-Klo zum ersten Mal ihre Periode bekommt. Für die meiste Komik sorgt allerdings der sture Schafbock, der im Gegensatz zu Mai auf Songs von Elvis steht. All das macht „Kleine Ziege, sturer Bock“ zu einem Film, der für jüngere und ältere Zuschauer gleichermaßen sehenswert ist. Allerdings bleibt er dabei insgesamt ein wenig oberflächlich und manches wird so verkürzt erzählt, dass die Glaubwürdigkeit leidet. Dass Mais arg überspannte Mutter ihre Tochter samt Vater so mir nichts dir nichts mitten in der norwegischen Pampa aufstöbert, wirkt ein bisschen wie aus dem Hut gezaubert. Und am Ende fällt dem Schafbock die Aufgabe zu, die Spannung hochzuhalten. Gut, dass er so einen amüsanten Charakter hat.