Bori
Unter Wasser hört sie nichts. Die elfjährige Bori versucht immer wieder im Waschbecken mit dem Kopf unter Wasser taub zu werden. Sowohl ihre Eltern, als auch ihr jüngerer Bruder können nämlich nicht hören, sie aber schon. Das findet sie komischerweise nicht gut. Wie wäre es, wenn sie auch taub wäre?

Bori muss als einzige Hörende in der Familie viele organisatorische Dinge erledigen, wie telefonieren zum Beispiel. Sie lebt in zwei Welten, der Welt der Geräusche und der Welt der Stille. Doch damit fühlt sie sich nicht gut. Denn Eltern und Bruder bilden eine innige Gemeinschaft, von der sie sich ausgeschlossen fühlt, obwohl wir sehen, wie sehr die Eltern auch Bori lieben. Aber der kleine Bruder benötigt eben mehr Aufmerksamkeit. In der Gebärdensprache, die für die Zuschauenden mit Untertiteln übersetzt ist, unterhalten sich die drei ganz fließend und einmütig. Bori beobachtet das manchmal sehr traurig, obwohl auch sie die Zeichensprache beherrscht.
Könnt ihr euch vorstellen, dass Bori nach einem Badeunfall so tut, als könne sie auch nicht mehr hören? Alle sind ganz aufgeregt und besorgt. Aber Bori findet das Experiment spannend, denn dadurch erfährt sie einiges über die Mitmenschen in ihrem kleinen Ort. Die Klassenkamerad*innen grüßen sie zum Beispiel nicht mehr, weil sie ja jetzt sowieso taub ist. Und Bori erkennt, dass die Verkäuferinnen ihre Mutter mit überhöhten Preisen übers Ohr hauen. Das ist sehr entlarvend und für Bori eine interessante Erkenntnis. Ob sie ihren Schwindel wohl lange durchhält und ob sich etwas im Verhältnis zur Familie ändert?
Regisseur Jinyu Kim hat mit dem Film von seiner eigenen Erfahrungen erzählt, die er mit seiner gehörlosen Mutter machte. Das ist eine Geschichte, die man so noch nicht gesehen hat und die mit tollen hellen Sommerbildern zuerst Boris laute und dann ihre stille Welt ganz nah erlebbar macht.