Amelie rennt
Amelie ist empört. Schon wieder hat ihre Mutter ihr Zimmer als Trockenraum für die Wäsche benutzt. Dabei war sie doch nur ein paar Tage bei ihrem Vater. Und dann geht sie bei einem heftigen Asthmaanfall auch noch beinahe drauf. Danach gibt es keine Ausrede mehr. Amelie muss in eine Spezialklinik. Nach Südtirol. Oje.
Amelie ist 13 Jahre alt, liebt schwarzen Humor und hasst ihre Krankheit. Die Atemnot macht es ihr unmöglich, so frei zu leben, wie sie es eigentlich möchte. Als sie dann noch zufällig hört, wie man sie in der Klinik in den Griff bekommen will, reicht es ihr endgültig. Amelie ist doch kein Ding! Trotzig schleicht sie sich aus der Klinik. Und trifft zum Glück nach kurzer Zeit auf den zwei Jahre älteren „Herdenmanager“ Bart, den sie schon einmal im Kuhstall nahe der Klinik kennen gelernt hatte. Bart ist eigentlich viel zu freundlich für das barsche Mädchen aus Berlin. Er erzählt ihr von dem traditionellen Sprung durch ein Gipfelfeuer, durch den Krankheiten geheilt werden sollen. Als Amelie sich danach in den Kopf setzt, allein – Asthma hin oder her – zum Gipfel zu wandern, weiß er, dass er sie nicht allein lassen kann. Das Stadtmädel kann ja nicht mal einen Fluss überqueren. Und so machen sich die beiden gemeinsam auf den Weg.
Zugegeben, der Anfang des Films wirkt ein wenig kindisch und führt auf eine falsche Fährte. Aber sobald „Amelie rennt“ erst einmal Berlin verlassen hat und Amelie und Bart alleine in der atemberaubend schönen Alpenlandschaft unterwegs sind, spielt er seine ganze Stärke aus. Und die liegt vor allem in den sympathischen Darstellern. Man sieht Mia Kasalo als Amelie und Samuel Girardi als Bart einfach gerne dabei zu, wie sie sich streiten und kabbeln und wie doch nach und nach spürbar wird, dass sie sich eigentlich sehr mögen. Aber nein, es gibt trotzdem keine Küsse. Denn schließlich ist das hier ja keine Geschichte über die erste Liebe, sondern darüber, wie man lernt, zu sich selbst zu stehen. Amelie hat wirklich einen weiten, steinigen Weg vor sich. Was würde sie dafür geben, dieses „Scheiß-Asthma“ endlich loszuwerden! Sie flucht, was das Zeug hält. Aber natürlich hilft das nicht. Sie möchte ihre Krankheit vor Bart verstecken, um sich keine Blöße zu geben. Aber auch das geht nicht lange gut. Ja, sicher: Nicht alles ist realistisch, was wir hier sehen. Trotzdem nimmt Amelies Geschichte für sich ein. Weil sie eben auch mal wütend und sauer auf die Welt und sich selbst sein darf.