Zu weit weg
Bald wird alles vorbei sein: Ben wird nicht länger Stürmer in seiner Fußballmannschaft sein, er wird nicht mehr in der Nähe seines besten Freundes wohnen, er wird sein Zimmer nicht mehr haben. Ben muss mit seinen Eltern umziehen. Weil das gesamte Dorf Niederkirchbach dem Braunkohleabbau weichen muss und bald abgerissen wird.
Die Behörden nennen das beschönigend „Rückbau‟. Aber für Ben ist es eine Katastrophe. Während die meisten Einwohner von Niederkirchbach ins nahe gelegene Neu ziehen, haben sich Bens Eltern ein Haus in Düren gekauft. So kommt es, wie es kommen muss. In der neuen Klasse fühlt er sich nicht wohl und – noch viel schlimmer – in der neuen Fußballmannschaft verbannt man ihn auf die Ersatzbank, obwohl er ein richtig guter Spieler ist. Erst als er Tariq kennen lernt, der aus Syrien geflüchtet ist, wird es besser. Tariq lässt ihn in der Schule spicken, kann toll Fußballspielen und ist in Düren genauso neu wie Ben. Je mehr Zeit Tariq und Ben miteinander verbringen, desto mehr erfährt Ben auch von Tariqs Geschichte. Auf der Flucht wurde er von seinem älteren Bruder Kheder getrennt. Mit einer guten Idee sind bald alle Schüler in ihrer Klasse daran beteiligt, Kheder zu suchen.
Jeder hat schon einmal erlebt, wie es sich anfühlt, wenn man etwas liebgewonnenes zurücklassen muss – durch einen Umzug in eine andere Stadt etwa, durch einen Schulwechsel, ein tragisches Ereignis oder eine Flucht. Ein Neuanfang ist dann oft besonders schwierig. Von solchen Gefühlen erzählt „Zu weit weg‟ aus ganz unterschiedlicher Sicht. So verbindet Tariq und Ben, dass beide ihr Zuhause verloren haben und nicht mehr so recht wissen, wo sie hingehören. Obwohl sie sich dadurch ein wenig besser verstehen, ist der Film so klug, ihre Erfahrungen nicht einfach zu vergleichen. Es ist eben doch etwas anderes, ob man seine Heimat aufgrund eines Kriegs verlassen muss und plötzlich ganz auf sich allein gestellt ist, oder ob man umziehen muss, aber die Sicherheit der Familie gewahrt bleibt.
Durch Tariq lenkt „Zu weit weg‟ den Blick auf das Schicksal geflüchteter Kinder und Jugendlicher, auch wenn er nur andeutet, was der Junge vor und während seiner Flucht erlebt haben mag. Wichtiger aber ist dem Film, eine Geschichte über den Halt zu erzählen, den eine Freundschaft geben kann. Und dass Freunde nicht nur durch gemeinsame Erlebnisse zusammengeschweißt werden, sondern auch durch die Fähigkeit, einander zuzuhören und sich mal mit, mal ohne Worte zu verstehen.