Ephraim und das Lamm
Der neunjährige Ephraim hat ein schweres Leben: Nachdem er seine Mutter verloren hat, bringt ihn sein Vater zu Verwandten, die im weit entfernten Hochland Äthiopiens leben. Dort ist alles fremd für ihn. Um Geld zu verdienen, muss auch sein Vater ihn verlassen. Erst in einem Jahr wird er zurückkehren. Ephraim ist verzweifelt und einsam.
Das einzige, was ihm geblieben ist, ist das Lamm, das einst seiner Mutter gehörte. Sein Onkel will es am nächsten Feiertag schlachten. Ephraim versucht verzweifelt, dies zu verhindern. Doch der Feiertag rückt unerbittlich näher...
Dieses ruhig erzählte Drama ist sozusagen ein doppeltes: ein Familiendrama und gleichzeitig das Drama eines Landes. Eines Landes über das man in Europa nicht viel weiß – ein Schicksal, welches Äthiopien mit vielen anderen Ländern Afrikas leider ebenso teilt wie die gewaltigen Probleme, die die Existenz der dort lebenden Menschen bedrohen. Es geht im wahrsten Sinne des Wortes um Leben und Tod, und zwar nicht nur für das Lamm.
Dennoch ist der Film, der auch wichtige Themen wie z.B. den Klimawandel und die dadurch verursachten Probleme anspricht, hoffnungsvoll. Er zeigt, wie die Menschen versuchen, das Beste aus ihrer Situation zu machen, statt einfach aufzugeben. Um den Problemen seines Herkunftslandes gerecht zu werden, macht der Film es sich nicht einfach: Er zeigt immer beide Seiten der Medaille; bei den Handlungen der Personen ebenso wie bezüglich der positiven und negativen Folgen der allgegenwärtigen, den Alltag bestimmenden Traditionen. Einerseits sichern diese den Zusammenhalt und das Überleben der Menschen. Andererseits fördern sie Vorurteile, behindern den bitter nötigen Fortschritt des Landes (z.B. in der Landwirtschaft), und erschweren es dem Einzelnen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Man muss sich auf die ruhige Erzählung dieses Films einlassen. Manches bleibt für unseren europäischen Blick auf das Gezeigte sicherlich rätselhaft. Aber ebenso sicher ist der Film auch eine interessante Erfahrung und liefert ungewohnte Einblicke in ein viel zu unbekanntes Land und das Leben dort.