Das Glaszimmer
Frühjahr 1945, kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges: Der elfjährige Felix lebt mit seiner Mutter Anna in München. Vater Bernd, ein bekannter Trompeter, ist an der Front. Als immer mehr Häuser in München bombardiert werden, fliehen Felix und Anna nach Niederbayern. Auf dem Hof einer verstorbenen Tante richten sie sich ein neues Zuhause ein.
Für Felix ist alles neu und fühlt sich fremd an. In der Scheune entdeckt er ein geheimnisvolles Zimmer voller funkelnder Glasscherben. Dort fühlt er sich wohl und kann den Krieg vergessen. Doch dann freundet er sich mit Karri an, dem Sohn eines überzeugten Nazis. Karri läuft meist in der Uniform der Hitlerjugend herum und spielt mit Felix, Martha und dem Flüchtlingsjungen Tofan immer nur Krieg. „Westfront“ oder „Häuserkampf“ nennt er diese Spiele. Außerdem müssen die Kinder gefährliche Mutproben bestehen. Felix gerät in große Konflikte. Einerseits eifert er Karri nach und glaubt zunehmend an all die Naziparolen. Andererseits hat er Angst um seinen Vater und schreibt einen Brief an Adolf Hitler, dass er mit dem Krieg aufhören soll. Und dann steht eines Tages sein Vater völlig abgemagert und zerlumpt vor der Tür.
Fast 80 Jahre sind seitdem vergangen. Doch noch immer fragen wir uns, wie konnten so viele Menschen an die Naziparolen glauben? „Das Glaszimmer“ ist ein Film, der nach Antworten sucht. Er setzt sich mit der Beeinflussung, der Manipulation von Kindern und Jugendlichen durch die Nazi-Propaganda im Dritten Reich auseinander. Verarbeitet sind darin die Kindheitserinnerungen des Schriftstellers Josef Einwanger. Er ist in Niederbayern aufgewachsen und war am Ende des Zweiten Weltkrieges ein Jahr jünger als der Felix im Film. Sicher hat er nicht alles genauso erlebt. Aber er kann sich noch genau an die Begeisterung erinnern, wenn es damals um Mutproben, um Helden und Kriegsspiele ging. Und er weiß, was man als Kind alles auf sich nimmt, um anerkannt zu sein und dazu zu gehören. Lange Zeit vergisst Felix, wer er ist und was ihm guttut, nur um mit Karri befreundet zu sein. Doch am Ende zwingt ihn die Wirklichkeit des Krieges zum Umdenken. Ein eindringlicher und schmerzhafter Film.